Burg
Die einstige Burg Leoben, auf einem Felsen hoch über dem Vordernbergertal gelegen, ist heute noch in ihren Ausdehnungen in der Ringmauer zu erkennen, welche auch die heutige Kirche von St. Peter umgibt. Hier befand sich das Zentrum der Gaugrafschaft Leoben, bevor die Siedlung Leoben durch den Böhmenkönig Otakar II. im Jahre 1270 in die Murschleife verlegt wurde. Somit haben wir in der Burg Leoben den eigentlichen Herrschaftssitz der Gaugrafschaft zu sehen, dessen eigentliches Verwaltungszentrum sich im Steinhaus (Traidersbergstraße 2) befand. Neben der Einhebung der Steuern und Zölle beinhaltete das Aufgabengebiet des Burgvogtes auch die Hohe Gerichtsbarkeit, somit auch die Vollstreckung von Todesurteilen. An diese Ära erinnerten noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts drei Galgen im Ortsgebiet von St. Peter (Kapelle in der Gmeingrube, im Ortszentrum und auf der Edlinghöhe).
Im Jahre 1498 begegnet uns mit Andrea Freiensteiner die erste namentlich bekannte Burgfrau von St. Peter – Freienstein, welche auch unserer Marktgemeinde den Namen gab. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war die einstige Burg Leoben – auch Freienstein genannt – bereits stark verfallen und wurde aufgegeben.
Sage
Wie es sich für eine `ordentliche Burg´ gehört, so gibt es auch für die Burg von Freienstein eine Sage, welche deren Entstehung schildert.
Wandert man von Leoben – Donawitz die alte Eisenbundesstraße aufwärts, so kommt man nach einer guten Wegstunde in die Ortschaft St. Peter–Freienstein. Von einem steilen Felsen der knapp über der Straße aufragt, grüßt malerisch das Kirchlein Maria–Freienstein herab. Es wurde aus den Trümmern der ehemaligen Burg erbaut. Die letzten Besitzer dieser Burg waren grobe Leuteschinder, die nur darauf aus waren, durch ihre Knauserei ein großes Vermögen zusammenzuraffen. Nach dem Tod des letzten Burgherrn zerfiel die Festung und in den Ruinen begann es zu geistern.
Um Mitternacht, wenn dichte Nebel durchs Vordernbergertal zogen, war es an dieser Stelle immer sehr unheimlich. Manchmal stand plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht eine geisterhafte Mauer auf der Straße, die unter dem Burgfelsen vorbeizieht, und versperrte den Fuhrleuten den Weg. Von der Höhe rief es dann immer klagend und Schauer erregend herab: “Hans, wo bist Du?“ Jeder der diese schauerliche Stimme hörte, suchte schleunigst unter Dach zu kommen.
Einst fuhr ein fremder Schlossherr mit seinem Hofnarren Hans zu mitternächtlicher Stunde durch den Ort. Als sich ihr Gefährt dem Burgfelsen von Freienstein näherte, konnten die Pferde plötzlich nicht mehr weiter, weil wieder die gespenstische Mauer den Weg versperrte. Gleich darauf vernahm man auch wieder die unheimliche Stimme, die kläglich ihr “Hans, wo bist Du?“ schaurig in die Nacht jaulte. “Hier“, antwortete der Hofnarr, sprang aus dem Wagen und stieg den steilen Pfad zur Burgruine hinauf. Oben angelangt, sah er im alten Torbogen auf einer schweren Kiste eine kleine schwarze Gestalt sitzen.
“Du hast mich gerufen, nun sage mir was Du willst“, sprach der Narr das Männlein an. Der schwarze Zwerg sprang von der Kiste und versuchte diese zu bewegen, welches er freilich nicht vermochte. “So hilf mir doch, Du siehst ja, dass ich alleine viel zu schwach dazu bin“, rief ihn das Männlein zornig an. Der Narr Hans rührte sich indessen gar nicht von der Stelle und gab dem ihn zornig anfunkelnden Wicht zur Antwort: “Fällt mir überhaupt nicht ein, Dir zu helfen! Mach das nur selbst.“ Der Zwerg verlegte sich ob dieser unerwarteten und frechen Antwort aufs Bitten und Betteln. Doch Hans blieb ungerührt und antwortete ihm sodann im Zorn: “Hilf Dir nur selbst!“ Kaum hatte er diese Worte nochmals gesagt, sprang das Männlein auf und jubelte: “Nun bin ich endlich erlöst und alles Geld in dieser Kiste gehört nun Dir.“ Nach diesen Worten verschwand der Zwerg.
Der Hofnarr Hans machte die Kiste auf und sah, dass diese bis zum Rand mit Goldstücken gefüllt war. Weil er jedoch als Narr nichts mit soviel Reichtum anzufangen wusste, so gab er das Gold den Jesuiten. Diese errichteten auf den Trümmern der alten Burg die herrliche Wallfahrtskirche Maria Sieben Schmerzen auf Freienstein. Ein Spuk wurde an dieser Stätte nie wieder bemerkt.
Aufgrund der ausdrücklichen Nennung der Errichtung der Wallfahrtskirche durch die Jesuiten in den Jahren 1662 bis 1665 kann man auch die Entstehungszeit der Sage ziemlich genau auf die Zeit um 1660 bis 1670 eingrenzen, da durch diese Bannung eines Spukes ein Marienheiligtum errichtet wurde – ein eindeutiger göttlicher Fingerzeig und Hinweis an einem einst verrufenen Ort mit dem Mittel der Sage.