Geschichtliches

Kirche

Im Jahre 1660 wurde erstmals an die Leobener Jesuiten die Bitte herangetragen, die Ruinen der alten Burg zu befrieden. Eine Sage aus dieser Zeit berichtet recht anschaulich von der Erlösung einer unerlösten Seele durch den Hofnarren Hans, welcher dem Spuk rät, sich doch gefälligst selbst zu helfen. Damit war der Ort von Spuk und Dämonie befreit und der Kirchenbau konnte auf dem ehemaligen Burgareal beginnen.

Bereits 1665 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und am 17. Februar 1718 wurde die Wallfahrtskirche feierlich zu Ehren der Sieben Schmerzen der Gottesmutter Maria eingeweiht. Die Deckengemälde zeigen die Glorie des Kreuzes Christi. Innerhalb der Kirche fallen besonders die Mirakelbilder auf, welche wunderbare Gebetserhörungen, welche auf Fürsprache der Mutter Gottes hin auf Freienstein gewirkt wurden. Diese Bilder stammen aus der Zeit um 1717 und erzählen uns von Bauunfällen, Pestepidemien, Krebsgeschwüren, Epilepsie bis hin zu Meineidschwüren. In gedruckter Form erschien dieses Mirakelbuch, welches sich heute im Steiermärkischen Landesarchiv befindet, im Jahre 1682.

Im Jahre 1926 beauftragte der Arzt und Heimatforscher, Dr. Gustav Hackl, seinen Freund, den Maler und Holzschneider Switbert Lobisser mit der Gestaltung eines Kapellenbildes für Maria Freienstein. Lobisser schuf in der nach ihm benannten Kapelle den `Gang Marias übers Gebirge´, ein Thema, welches der Meister auch in seinen Holzschnitten des Öfteren verfertigte. Das leider in den 1980-er Jahren komplett zerstörte Fresko zeigte die spätere Gattin Lobissers (er ließ sich als einstiger Benediktinerpater in St. Paul im Lavanttal laizieren) Eva im typischen Lobissergwandl.

Fazit: Ein bisher viel zu wenig bekanntes kirchliches und architektonisches Juwel mit einer Vielzahl von Facetten, welches noch einer tiefgründigeren Entdeckung harrt. Im Jahr 2008 begann eine Initiative zur Generalsanierung und Renovierung der Wallfahrtskirche Maria Sieben Schmerzen auf Freienstein, welche im Jahre 2018, dem 300 Jahrjubiläum der Einweihung, ihren Abschluss finden soll.


Wallfahrt

Unter Wallfahrt, auch Pilgerfahrt genannt, versteht man den Zug zu einem Heiligtum, welches mehr als eine Tagesreise vom Heimatort entfernt liegt.

Gilt heute in der Steiermark gemeinhin Mariazell als der Gnadenort schlechthin (zugleich die Magna Mater Austriae), so sollte man lokale Wallfahrtsorte in der engeren Heimat wie Maria Wildalpen oder Maria Sieben Schmerzen auf Freienstein keineswegs vergessen. Heute kann man sich die Tatsache nicht mehr annähernd vorstellen, dass es einst auf dem Gebiet der historischen Steiermark über 250 lokale Wallfahrtsorte gegeben hat.

Die Veranlassungen auf Pilgerfahrt zu gehen sind unterschiedlichster Natur, zumeist ist der Auslöser hierfür ein zuvor geleistetes Gelübde: Man tätigt einen Schwur, um entweder für bereits erhaltene Hilfe oder Heilung zu danken bzw. in umgekehrter Denkrichtung macht man sich auf, um Hilfe und Heilung zu erflehen.

Gerade in den letzten 20 Jahren hat das Phänomen Wallfahrt wieder an unglaublicher Beliebtheit gewonnen; Pilgerreisen ob zu Fuß, per Auto, Rad bis hin zu Fernwallfahrten per Bahn oder Flugzeug sind beliebter als je zuvor. Neben den früher üblichen Veranlassungen eine Wallfahrt zu unternehmen, ist man heute beinahe versucht anzunehmen, von einem Massenphänomen zu sprechen. Von der ursprünglichen Intention der Frömmigkeit und der Einlösung eines religiösen Gelübdes mutiert Wallfahrt zunehmend zum falschen Spiegelbild der Selbstinszenierung und Selbstbestätigung – vorzugsweise bei Prominenten, welche ihre ach so intensiven Erfahrungen stets in Buchform vermarkten.

Für den Wallfahrtsort Maria Sieben Schmerzen auf Freienstein ist festzuhalten, dass diese Wallfahrt seit dem Beginn im Jahre 1665 ein immerwährender Magnet für Hilfe, Trost und Zuversicht für die Not und Verzweiflung der Menschen aller Stände – bis zum heutigen Tage.


Maria sieben Schmerzen

Aus der Fülle der Gestalten innerhalb der Heiligenverehrung im Falle der katholischen Kirche nimmt die Gottesmutter Maria seit Anbeginn eine besondere und privilegierte Stellung ein.

Insbesondere durch die Unbefleckte Empfängnis und die Anwesenheit Marias unter dem Kreuze Jesu wurde die besondere Stellung der Muttergottes immer deutlicher herausgestellt und somit ihre besondere Wichtigkeit als Fürsprecherin der Not leidenden und Hilfe suchenden Menschen unterstrichen.

Auch im Falle des Wallfahrtsortes Maria Freienstein wurde dieses außergewöhnliche Marienpatrozinium als Hauptfest gewählt.

Ursprünglich wird Maria im Falle des Patroziniums Sieben Schmerzen mit Sieben Schwertern, welche sich in ihr Herz bohren. Auf dem Altarbild, welches während der Fastenzeit den Hochaltar ziert, ist Maria lediglich mit einem Schwert in ihrem Herzen dargestellt. Diese scheinbare `Vereinfachung´ des Themas begann sich im Laufe des Hochbarock immer mehr durchzusetzen.

Gerade durch die Symbolik der Sieben Schmerzen Mariae (Zahl!) und die barocke Traktatliteratur gewann dieser bis heute wesentliche Aspekt der Marienverehrung eine nicht zu überblickende Eigendynamik. Zugleich haben wir in der Vielfalt der Schmerzen der Gottesmutter auch eine Parallele für die vielfältigen Leiden und Nöte zu sehen, in welchen sich die Menschen an sie wenden.

Betrachtet man das Mirakelbuch von Maria Freienstein, so erhält man hierfür eine genaue Bestätigung. Von Adligen bis zu den Geringsten haben die Menschen in ihren Nöten und Bedrängnissen stets vertrauensvoll ihre Zuflucht zur Mutter von Freienstein genommen, da sie wussten, diese würde ihnen in allen Lagen eine getroste Fürsprecherin und Helferin sein.